Abenteuer Jakobsweg - 800 Kilometer zu Fuß auf dem Pilgerweg

Live-Reportage in digitaler HDAV-Technik

Seit über 1.000 Jahren zieht der Jakobsweg die Menschen verschiedener Generationen, Glaubensrichtungen und Nationalitäten an. Zahlreiche Baudenkmäler und Kunstschätze machen ihn heute zu einem großartigen Gang durch die Geschichte Spaniens. Unterwegs gewinnt der Wanderer intensive Einblicke in ein unbekanntes Spanien jenseits aller Klischees. Dank der guten Infrastruktur mit gut markierten Wegen und vielen Pilgerherbergen ist der Jakobsweg ein idealer Fernwanderweg für alle, die heute das Abenteuer einer langen Reise zu Fuß erkunden möchten. Dazu kommen die Begegnungen und der Austausch mit den Mitwanderern, die alle das gleiche Ziel haben, aber ganz unterschiedliche Gründe, es zu verfolgen. Am intensivsten ist die Begegnung mit sich selbst, die Erfahrung eigener Geschwindigkeit, eigener Stärken und Grenzen.

Die Wanderung auf dem Jakobsweg beginnt für die meisten Pilger in Frankreich am Fuß der Pyrenäen, im kleinen Pilgerort Saint-Jean-Pied-de-Port. Der Aufstieg zum Pass über die Pyrenäen ist steil und mühsam, in der Pilgerherberge von Roncesvalles wird man dafür von den holländischen Betreuern sehr gastfreundlich empfangen. Abends sitzt man mit Pilgern verschiedener Nationen aus aller Welt an einem großen Tisch und genießt das Pilgermenü.

In Pamplona erinnert die mächtige Kathedrale an Stolz und Reichtum der ehemaligern Königsstadt Navarras. Auf dem Pilgerweg erreicht man später zwei mythische Orte und kunsthistorische Highlights, die Kapelle von Eunate und die Brücke von Puenta-la-Reina. Durch fruchtbares Hügelland kommt man schließlich nach Logrono, hier wird der Ebro überquert, die Pilger wandern weiter durch die üppigen Weinfelder des Rioja. In Santo-Domingo-de-la-Calzada erfährt der Pilger eine von vielen Jakobs-Legenden, auf Grund derer heute 2 Hühner in der Kathedrale gehalten werden. Nach vielen Tagen in einsamer Landschaft überwältigt die lebendige Großstadt Burgos, die malerische Altstadt wird überragt von einer der schönsten und reichsten Kathedralen Spaniens.

Ab Burgos führt der Pilgerweg die nächsten 200 Kilometer durch die Meseta, diese Hochfläche liegt etwa 800 Meter hoch. Inmitten riesiger Felder liegen kleinste Dörfer mit einfachen Lehmziegelbauten, öfters sind sie am Abend von mehr Pilgern als Einwohnern bevölkert. Im Sommer brennt die Sonne hier gnadenlos nieder auf verdorrte Pflanzen, im Winter pfeifen eiskalte Winde über die Hochebene. Nur wenige Wochen im Frühjahr zeigt die Natur hier eine einzigartige Blütenpracht. Vor Leon muss der Pilger neben und auf verkehrsreichen Straßen mehrfach sein Leben riskieren – in der Altstadt wird er entlohnt von einem lebendigen Kneipenviertel. Die riesige gotische Kathedrale ist ein Meisterwerk der mittelalterlichen Baumeister, der Innenraum wird dominiert vom Licht aus wunderschönen Buntglasfenstern aus dem 14. Jahrhundert.

Westlich von Astorga verlässt der Pilger die Ebene, der Weg überquert die Ausläufer des kantabrischen Gebirges. Durch großartige Heide-, Ginster- und Waldlandschaft führt der Weg hoch zum Rabanal-Pass. Er ist mit 1.500 Metern der höchste Punkt des Jakobsweges, hier oben steht das mythische Cruz-de-Ferro, an dem seit Alters her Pilger Steine niederlegen. Auf dem zweiten Pass überschreitet man die Grenze zu Galicien, nach dem kleinen Bergdorf O?Cebreiro ist der lange Abstieg noch einmal einen große Herausforderung für die Knie. Von nun an genießt der Pilger das grüne Galicien, schöne Wege führen durch üppige Wiesen und dichte Eichenwälder, zu winzigen einsamen Dörfern und kleinen Städtchen.

Der Strom der Pilger wird immer dichter, je näher man dem Ziel kommt. Nach fast 800 Kilometern schließlich steht man auf dem letzten Berg, dem Monte-de-Gozo, dem Berg der Freude, überglücklich ist jeder Pilger, dass der Körper diese Strapazen mitgemacht hat, der Blick schweift über ein Häusermeer zu den Türmen der Kathedrale von Santiago-de-Compostela, welche schon seit über 1.000 Jahren das Ziel unzähliger Pilger ist. Nach den engen Gassen der Altstadt öffnet sich plötzlich der Platz der Kathedrale – ein unvergesslicher Anblick! Herzlich werden hier viele Mitpilger begrüßt, die genauso froh sind, den Weg geschafft zu haben. Verschwitzt und müde, noch mit Rucksack bepackt, betreten viele die Kirche. Mit unendlicher Dankbarkeit erlebt man die Pilgermesse, mit der Gewissheit, eine einzigartige Erfahrung gemacht zu haben!